Kunstturnen lässt sich nicht so einfach erklären und verstehen wie andere Sportarten, deshalb findet ihr hier einen kurzen Crash-Kurs für das Turnen. In den folgenden Abschnitten kläre ich euch über den Unterschied zwischen Geräteturnen und Kunstturnen und Männer- und Frauenturnen auf. Die wichtigsten Informationen zu den einzelnen Geräten und dem Reglement stehen weiter unten. In der Übersicht könnt ihr direkt zu dem Punkt springen, der euch am meisten interessiert. So solltet ihr für den nächsten Wettkampf gewappnet sein und könnt dem Geschehen ohne Probleme folgen. Alle die noch mehr erfahren wollen, können sich das komplette Regelbuch hier anschauen.
Viel Spass beim lesen!
In der Schweiz wird zwischen Kunstturnen und Geräteturnen unterschieden. Geräteturnen ist ein Breitensport, das heisst er wird nicht professionell betrieben. Neben anderen Reglementen und Wertungssystemen, unterscheiden sich auch die Geräte vom Kunstturnen. Geräteturnen ist eine überwiegend nationale Sportart.
Kunstturnen dagegen ist ein Spitzensport, mit über 25 Stunden Trainingsaufwand pro Woche, sind schwierigere Elemente und Übungen möglich als im Geräteturnen. Kunstturnen ist eine internationale Sportart, wird also auf der ganzen Welt betrieben und ist auch bei den Olympischen Spielen vertreten.
Nicht wie bei vielen anderen Sportarten, gibt es grosse Unterschiede im Turnen bei den Männern und Frauen. Letztere turnen an vier Geräten: Boden, Balken, Stufenbarren und Sprung.
Bei den Männern hingegen sind es sogar sechs Geräte. Wie bei den Frauen gibt es Boden und Sprung, hinzu kommen noch das Pferdpauschen, die Ringe, der Barren, und das Reck. Weitere Infos zu den Geräten findet ihr unten.
Während das Frauenturnen grossen Wert auf artistische Tanzeinlagen und Choreografie legt, wird bei den Männern eher auf Akrobatik und Kraft gesetzt.
Das Reglement, oder auch Code de Pointage genannt, enthält alle Regeln zu den einzelnen Geräten, dem Wettkampf und auch die verschiedenen Elemente die geturnt werden dürfen. Eine Übung besteht aus 10 verschiedenen Elementen, jedes Element hat einen alphabetischen Schwierigkeitsgrad zwischen A und I.
A-Elemente sind 0.1 Punkte wert, B-Elemente 0.2 und so weiter. Die Elemente sind an jedem Gerät in vier Gruppen eingeteilt. Damit die Übung nicht eintönig erscheint muss der Turner aus jeder Gruppe mindestens ein Element in der Übung zeigen, pro gezeigte Gruppe erhält er 0.5 Punkte Schwierigkeitsgrad, andernfalls muss er mit einem Abzug rechnen. Zählt man nun die 10 schwierigsten Elemente der Übung zusammen und addiert die zwei Punkte für die Gruppen, so erhält man den Schwierigkeitsgrad einer Übung.
Ein typischer Schwierigkeitswert, am Wettkampf häufig D-Wert (von Difficulty) genannt, liegt zwischen 5.3 und 6.8 Punkten.Um auf die Endnote zu gelangen fehlt nun noch der Ausführungswert, auch E-Wert (von Execution) genannt. Jeder Turner startet mit 10 Punkten und erhält für kleine Fehler 0.1 Punkt Abzug, für mittlere 0.3, für grosse 0.5 und für einen Sturz wird ein ganzer Punkt abgezogen. Mit einer sehr guten Ausführung kann ein Turner einen E-Wert von 9.0 erwarten, das heisst auch bei einer beinahe fehlerfreien Übung wird meistens ein Punkt abgezogen. Addiert man nun den D-Wert und den E-Wert zusammen, so erhält man die Endnote.
Beim Mehrkampf addieren sich die Noten aller sechs Geräte zusammen zum Mehrkampfresultat. Üblicherweise ziehen bei grösseren Turniere die acht besten Turner pro Gerät und die 24 besten Turner im Mehrkampf in den jeweiligen Final ein.
Für genauere Informationen steht euch hier das komplette Reglement zur Verfügung.
Ein zentraler Punkt im Kunstturnen ist der Teamwettkampf. Alle zwei Jahre findet die Team-Europameisterschaft statt und in den beiden Jahren vor den Olympischen Spielen Team-Weltmeisterschaften. Auch an den Olympischen Spielen gibt es einen Teamwettkampf.
In den letzten Jahren konnten wir Schweizer enorme Fortschritte machen und zählen nun schon seit fünf Jahren zu den besten acht Nationen der Welt. Im Jahr 2016 konnten wir an der Heim-EM in Bern sogar die Bronzemedaille im Team gewinnen.
Je nach Wettkampf ändert sich der Modus. Dieser gibt an, wieviele Turner im Team sein dürfen, wieviele davon Turnen und schlussendlich, ob und wieviele Streichresultate es gibt. Ein typischer Modus ist 5-4-3, demnach besteht das Team aus fünf Mitgliedern, die vier Besten pro Gerät zeigen eine Übung und die drei besten Noten zählen für die Wertung.
Das waren die wichtigsten Informationen, ich hoffe dieser kurze Crash-Kurs konnte euch meine Sportart ein wenig näher bringen.